Freitag, 13. März 2015

[Gutes Rollenspiel] Ja, warum macht mein Charakter dies? - Motivationen

In seinem Anwaltsblog "rough justice" schrieb heute der Anwalt Christoph Nebgen darüber, das eine "grundlose" Straftat nicht zur Strafverschärfung führen darf, und warum dies juristisch auch widersinnig ist.

Was mich dann zum Nachdenken führte über Begründungen, welche Spieler für das Handeln ihres Charakters anführen.

Oft hört man, gerade als SL, der für mehrere Runden leitet, die Begründung "mein Charakter ist eben so" als Grund für eine Handlung.

Andere wiederum begründen ihre Handlungen sehr detailiert.

Aber wie wichtig sind Gründe für das Handeln unsere Charaktere eigentlich?



Wie sind wir?


Schauen wir uns zu erst einmal die Wirklichkeit an. Herr Nebgen stellt in einem anderen Artikel, in oben genanntem Blog, die Frage, ob wir den Grund wüßte, warum wir heute die blaue Hose angezogen haben, und nicht die schwarze. Sicherlich, die Frage ist blödsinnig, weil viele ziemlich genau Gründe haben, warum sie etwas anziehen und etwas anderes nicht.

Aber sie soll eines verdeutlichen, nicht für alles gibt es Gründe.

Eine Freundin von mir war mal sehr verdattert, als sie mitbekam, dass es tatsächlich Menschen gibt, die nicht heiraten, weil sie jemanden lieben, oder aus finanzellen Gründen, oder weil sie nicht mehr alleine sein wollen, sondern, weil diese seit ihrer Kindheit einen bestimmten Traum haben, wie ihre Hochzeit sein soll. Sich ein Leben lang binden für einen Tag?

Beide Beispiele sollen eines verdeutlichen, weder hat alles was wir machen einen Grund, noch müssen Gründe rational oder plausibel sein.

Spielfiguren?


Aber, wir reden hier von real existierenden Menschen, Rollenspielfiguren sind keine real existierenden Menschen (oder Elfen, Klingonen oder kleine graue Wesen von Alpha Centauri), sondern Kunstfiguren, sie existieren nur in unserem Kopf, und einige Teile in Form von Charakterblättern, Zeichnungen, Hintergrundgeschichten und Diaries.

Entsprechend müssen wir hier bei allen Handlungen zwei Ebene trennen, die des Charakters und die des Spielers. Beide eben sind unterschiedlich. So greift Gron der Drachentöter den Drachen an, weil er seinem Namen gerecht werden will, der Spieler läßt aber Gron den Drachen angreifen, weil er beweisen will, dass er seine Figur so geschickt gebaut hat, dass diese den Drachen ohne weiteres alleine besiegen kann.

Die Motiviationen sind also sehr unterschiedlich, wir haben also zwei Ebenen.

Wenn nicht gerade ein taktisch sehr orientiertes Spiel ansteht, sind auf beiden Ebene keine rein rationalen Entscheidungen zwingend notwendig, auf der Figurenebene sind solche eigentlich nie notwendig (wenn ich nicht gerade einen Vulkanier spiele), aber wie ist es mit plausiblen Gründen?

Plausible Gründe verbessern die Gemeinschaft


Die gerne genannte Begründung "mein Charakter ist ebenen so" ist letztlich nichts weiter als die Antwort "deshalb", und somit keine Erklärung. (Ist es eigentlich nur mein Eindruck, oder wird diese hauptsächlich genutzt, um unsinnige Aktionen zu begründen?)

Und keine Begründung kann schnell zu Frust der Runde führen, einfach, weil sie keine Begründung ist.

Aber gehen wir mal auf beide Ebenen ein:

Figurenebene: Die Figur macht etwas, was allen anderen Spielern sinnlos zu sein scheint. Zum Beispiel sehr unpassend die Taschenlampe fallen lassen. Eine Erklärung seitens des Spielers zu dem Verhalten seiner Figur gibt es nicht, entsprechend werden die anderen Figuren diese Figur als unzuverlässig einschätzen, und vermutlich eher seitlich liegen lassen. (naja, wäre da nicht die Spielerebene, ich weiß :-) )

Spielerebene: Der Spieler hat gerade durch die grundlose Handlung die ganze Gruppe in Gefahr gebracht, und kann nicht erklären warum. Das erzeugt natürlich in der Gruppe einen gewissen Frust, im schlimmsten Fall wird hier dann sogar zur Regel 0 gegriffen (Regel 0: Spiel nicht mit Idioten)

Mit der Begründung: "Ich wollte das Spiel spannender machen" oder "Ich wollte die Ängstlichkeit meines Charakters herausstellen" fühlen sich viele Spieler scheinbar unwohler, aber sie lösen bei der Gruppe andere Reaktionen aus, als bei der stumpfen Begründung "deshalb".

Den auf Gründe kann man eingehen, sowohl auf Spielerebenen als auch auf Figurenebene, und damit das Spiel für alle verbessern.

Also erklärt den anderen Spielern, warum eure Figur etwas macht, und zieht euch nicht auf ein deshalb zurück.

(Nein, ich meine damit, nicht dass man hinter jeder Handlung des eigenen Charakters einen Stunde Monolog einfließen lassen muss, warum man genau das jetzt gemacht hat, sondern immer dann, wenn man merkt, dass die anderen verwundert sind, einen kurzen Erklärungssatz anhängen sollte.)